Walter Moers - Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Autor: Hildegunst von Mythenmetz (aus dem Zamonischen übersetzt von Walter Moers)
Titel: Prinzession Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr (ein somnambules Märchen)
Seiten: 334
Verlag: Knaus

Zitat: "Ach, geh mir doch weg."


Prinzessin Dylia leidet an einer seltsamen Krankheit, deren schlimmstes Symptom die andauernde Schlaflosigkeit ist. Ihr persönlicher Rekord liegt bei 4 Wochen Schlaflosigkeit am Stück. Doch schon nach fünf Tagen Schlafentzug entwickelt sie Fähigkeiten, von denen andere Menschen höchstens träumen: sie kann ihre eigenen Haare wachsen hören und die Gefühle von Pfirsichen ertasten. Die größten Ärzte Zamoniens können kein Schlafmittel für die Prinzessin finden und so verbringt sie ihre Nächte wandelnd, in den sieben Türmen ihres Heimatschlosses und ekstatischen Vollmondbädern - bis eines Nachts der Nachtmahr Havarius Opal in ihrem Schlafgemach erscheint und ihr ein Angebot unterbreitet...


Ja, ich gebe es zu: ich war richtig sauer! Als ich feststellen musste, dass Walter Moers uns schon wieder hängen lässt! Seit 2 Jahren warten wir nun auf die Fortsetzung des so enttäuschenden "Labyrinth(s) der träumenden Bücher" und müssen dabei noch erfahren, dass von Mythenmetz nichts besseres zu tun hat, als an seinem Briefroman zu arbeiten... und dann sowas! Eine völlig neue Geschichte, ein somnambules Märchen, zwar aus Mythenmetz Feder aber das zeigt doch nur, dass es so bald keine Hoffnung auf eine Rückkehr nach Buchhaim gibt.
Trotzdem, irgendwie reizte mich die Geschichte. Eine schlaflose Prinzessin, eine Reise ins Unterbewusstsein, das klang schon vielversprechend. Und dann die schicken Illustrationen, diesmal nicht von Moers selbst - meine Neugier war geweckt. So gerne ich Mythenmetz bestreikt hätte, kurz nach Weihnachten hielt ich das Buch plötzlich in der Hand. Eine Reise mit der deutschen Bahn bot mir alsbald die Muße, das Märchen anzufangen. Schnell war ich wieder enttäuscht. So eine vielversprechende Geschichte und so viel bla bla. Die ersten 80 Seiten sind gefüllt mit Prinzessin Dylias Pfauenwörtern, Regenbogenerfindungen und den Spaziergängen in den sieben Türmen des Schlosses. Versteht mich bitte nicht falsch: wie immer war ich beeindruckt von Moers' Fantasie, seinem Ideenreichtum und der den verschlungenen Gedankenpfaden. Doch Wenn eine Geschichte nach sieben Kapiteln noch immer nicht so richtig in Schwung kommt, kann das schon anstrengend sein. Zudem erschien mir Dylia anfangs als sehr sadistisch und kühl, sie macht aber eine beachtliche Entwicklung durch, soviel sei verraten.
Nach zehn Kapiteln ging nun also die Geschichte los: der Nachtmahr erscheint, die Reise beginnt. Trotzdem erschienen mir die Dialoge zwischen Dylia und Opal bis zum Ende des Buches umständlich langatmig. Immer eine Wiederholung zu viel, eine theatralische Geste zu viel. Inzwischen fragte ich mich auch, an welche Zielgruppe sich die Geschichte eigentlich wendet. Eine Freundin von mir sagte einmal: "Walter Moers? Ist das nicht der Autor, dessen Bücher wie Kinderbücher anmuten, bis es plötzlich brutal wird?". Und ja, das ist dieser Autor. Also schlug ich mich durch kindliche Dialoge, phantastische Beschreibungen und rührende Szenen, immer in Erwartung des Wendepunkts - der nicht kam. Wirklich, Mythenmetz ist weich geworden! Ist das zu fassen? Prinzessin Insomnia ist so ein Buch: das würde ich wirklich meinen Kindern vorlesen! Vorausgesetzt ich schaffe es Wörter wie "Mamihlapinatapaai" oder "Quoggonophobie" auszusprechen. Und auch erst, wenn mein Kind alt genug ist, die genaue Funktionsweise des menschlichen Gehirns zu verstehen. Ach und apropos Pfauenwörter: ein ganzes Kapitel über diese ist einfach zu viel! Bitte ändern ...

So, nun war ich also fertig mit dieser Geschichte. Das Ende ist wirklich rührend. Mir standen Tränen in den Augen. Ich musste mich erstmal schütteln. Trotzdem war ich noch nicht sicher, was ich den jetzt davon halten sollte: eine etwas langatmige, nicht einzuordnende Geschichte, die sich zwischen mich und Mythenmetz Abenteuer im Labyrinth der träumenden Bücher stellt. Aber dann las ich das Nachwort. Und meine Wut platze wie eine von Dylias Seifenblasenerfindungen. Bitte Freunde, lest das Nachwort. Dann könnt ihr Moers, Mythenmetz und Lydia Rode nicht böse sein. Im Gegenteil. Ich bin gerührt und sprachlos. Deshalb werde ich diesen Post jetzt auch einfach beenden.

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