Jane Austen - Verstand und Gefühl

Autor: Jane Austen
Titel: Verstand und Gefühl
Seiten: 414
Verlag: dtv

Die Ladies der Familie Dashwood müssen ihr Haus verlassen, als Mr. Dashwood stirbt und sein Anwesen an seinen Sohn übergeht. John und Fanny Dashwood ziehen ein und verdrängen Mrs. Dashwood und ihre Töchter Marianne, Margaret und Elinor zu Verwandten nach Barton Cottage. Marianne, die sich sehr gut mit Fannys Bruder Edward versteht, verlässt das Haus Ihrer Kindheit nur ungern, doch sie tröstet sich mit der Hoffnung auf seinen baldigen Besuch.
Einige Tage nach ihrer Ankunft lernt Marianne John Willoughby kennen. Die Dinge entwickeln sich schnell zwischen ihnen, doch dann reist Willoughby überraschend ab und lässt die enttäuschte Marianne zurück. Auch Elinor grämt sich zusehends, denn auch nach Wochen hat sie noch kein Zeichen über Edwards Verbleib erhalten...


Mein zweiter Jane Austen Roman. Ich war verwirrt.
Ich muss es zugeben. Die meiste Zeit war ich während dieser Lektüre verwirrt. Ich habe Margaret und Marianne durcheinander gebrach, mich gefragt welche Misses Dashwood jetzt gemeint ist, Robert Ferrars mal als älteren und mal als jüngeren Bruder gesehen... Ich brauche immer eine Weile, bis ich alle Charaktere einer Handlung kenne und auseinander halten kann. Während "Verstand und Gefühl" habe ich es garnicht richtig hinbekommen. Trotzdem versuche ich mich mal an einer Kritik.
Ähnlich wie auch in "Stolz und Vorurteil" empfinde ich die Charaktere als sehr stark in schwarz und weiß eingeteilt. Empfindsame Menschen sind gut, weniger empfindsame oder gar weniger gebildete, sind schlecht. Die Rolle der Eliza aus "Stolz und Vorurteil" übernimmt hier Elinor. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass es Elinor ist, die den Haushalt der Dashwoods schmeißt. Denn auch wenn Mama Dashwood eine gefühlvolle und liebevolle Frau ist, die immer für ihre Töchter da ist, so kann sie doch nicht wirtschaften. Die rationalen und hauswirtschaftlichen Entscheidungen muss Elinor zumeist treffen. Auch in Gesellschaft ist es die älteste Schwester, die meistens darauf achtet, dass gesellschaftliche Gepflogenheiten erfüllt werden und nicht alle anderen Menschen von der stürmischen Marianne vor den Kopf gestoßen werden.
Da bleibt natürlich wenig Raum, für Elinors eigene Empfindsamkeit, die aber ohne Zweifel vorhanden ist. Ich konnte mich gut mit Elinor identifizieren und auch der Titel des Buches hätte wieder nicht treffender sein können: denn Elinor (und auch die anderen Charaktere) sehen sich immer im Konflikt zwischen ihren Gefühlen und ihrem besseren Wissen.
Etwas anstrengend fand ich es, wie gerne Marianne sich in ihre Gefühle hinein steigert. Ob Glück oder Trauer, alles bläht sie auf, bis sie entweder vor Freude tanzt oder krank danieder liegt, weil ihre Traurigkeit sie überwältigt hat. Diese theatralische Art finde ich ziemlich unsympathisch und ich würde glatt behaupten, dass einige Probleme in dieser Geschichte garnicht entstanden wären, wenn das Mädchen sich nur einmal zusammen reißen würde... :p
Das Ende von "Verstand und Gefühl" hat mir allerdings gut gefallen! Es ist eine bodenständige und nachvollziehbare Lösung, alle erhalten das, was sie ihrem Verhalten und ihrer Beherrschtheit nach verdienen. Ich fühlte mich diesmal auch nicht so überrollt, sondern alle Fäden laufen zusammen ergeben ein rundes Ende.

Etwas verwirrend, aufgrund vieler Charaktere, Verstrickungen und Schauplätze, doch "Verstand und Gefühl" ist es durchaus wert, dass man sich da einliest. Ich denke, ich werde mich zu gegebener Zeit noch einmal durch kämpfen!


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