Sarah Lark - Im Land der weißen Wolke

Autor: Sarah Lark
Titel: Im Land der weißen Wolke
Seiten: 813
Verlag:Bastei Lübbe

1855: Zwei junge Damen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, wagen sich gemeinsam auf eine Reise. Die Gouvernante Helen folgt einer Annonce im Wochenblatt und hofft, in Neuseeland ihren Traummann zu finden und eine Familie gründen zu können. Die ungestüme Gwyneira dagegen, folgt der Brautwerbung des Schafbarons Gerald Warden, um dessen Sohn auf Kiward Station zu heiraten. Auf dem Schiff nach Neuseeland lernen sich die beiden kennen und werden beste Freunde. Das ist ihr Glück, denn was die jungen Damen von ihrem neuen Leben erwarten, deckt sich kaum mit der Wirklichkeit. Und noch wissen Sie nicht, dass vor ihnen raue Zeiten, Verlust und Tragödien liegen...

Das Buch wurde mir von meiner ehemaligen Arbeitgeberin empfohlen, als Sie hörte, dass ich gerne nach Neuseeland reisen möchte. Am Anfang hat mich der Name ein bisschen abgeschreckt, doch als ich das Buch dann hier hatte, wollte ich doch unbedingt anfangen. Und jetzt bin ich wirklich begeistert! Die Geschichte um Gwyneira, Helen und die Waisenmädchen hat mich sofort mitgerissen. Ich habe jede Tragödie schmerzlich gespürt, bei jeder Flucht mitgefiebert und Wut empfunden, wann immer sich wieder jemand wie ein Arsch benommen hat.
Dabei wurde sehr deutlich, dass die Frauen hier meist ein Übermaß an gesundem Menschenverstand mitbrachten, während einige Männer sich einfach nur überlegen und machtvoll fühlten. Da im 19. Jahrhundert eine Frau ohne Mann jedoch noch keine großen Rechte hatten wurden zu oft energisch und volltrunken Entscheidungen getroffen, die dann am Ende Helen, Gwyn oder Fleur auf die Füße fallen. Aber das ist natürlich kein universelles Gesetzt, einige der Mädchen machen durchaus auch ihren ganz eigenen Weg und so mancher Mann ist auch einfühlsam und sensibel.
Die Geschichte spielt die meiste Zeit auf der Südinsel Neuseelands und auch wenn die Entfernungen teilweise so groß sind, dass selbst zu Pferd ein ritt mehrere Tage dauert, hatte ich beim lesen das Gefühl, alles läge direkt beieinander. Das kam von den teilweise sehr großen und raschen Zeitsprüngen. Es hat mich aber nicht weiter gestört.
Von den Ureinwohnern Neuseelands, den Maoris, erfährt man nicht so viel wie ich gerne gewollt hätte, doch ein guter Einblick in ihre Kultur und Geschichte ist durchaus gegeben. Auch das englische Weltbild zu dieser Zeit, ist sehr authentisch dargestellt. Beispielsweise ist Australien ja nur von "Verbrechern und Bastardsöhnen" bevölkert und das "schwächere Geschlecht" sollte niemals die Gefahr auf sich nehmen, ohne einen Mann eine Reise zu wagen. Also wirklich!
Ein bisschen gestört hat mich der teilweise sehr krasse Wechsel zwischen den einzelnen Personen. Da bin ich nicht mitgekommen, wenn in einem Absatz zwei verschiedene Leute gleichzeitig etwas denken. Wobei, bei den Zwillingen war das garnicht so schlimm... ;)
Zu guter letzt muss ich sagen, dass es halt doch nur eine Geschichte war. Manchmal waren die zusammenhänge doch ein bisschen zu sehr an den Haaren herbei gezogen. Was für ein Zufall, George genau die Stadt besucht, in der auch Daphne eine Bleibe gefunden hat. Und das auf der ganzen, verdammten Südinsel. Vielleicht versteht ihr jetzt, was ich mit "kurzen Entfernungen" meine :p
Das alles sind für mich aber nur kleine Unstimmigkeiten. "Im Land der weißen Wolke" hat mich wirklich begeistert!

Eine mitreisende Erzählung über Liebe, Hass und das Leben in einem völlig fremden Land. Mir sind die Figuren ans Herz gewachsen, ich habe mitgefiebert und getrauert. Den nächsten Teil werde ich mir auf jeden Fall besorgen!



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