Umberto Eco - Der Name der Rose

Autor: Umberto Eco
Titel: Der Name der Rose
Seiten: 655
Verlag: dtv

1327, eine Abtei in Italien. Der junge Novize Adson besucht mit seinem Meister William von Baskerville ein Benediktinerkloster, das gerade von einem grausigen und scheinbar unmöglichen Selbstmord erschüttert wurde. Schon am nächsten morgen folgt ein grausamer Mord. Der Abt bittet William die mysteriösen Todesfälle aufzuklären. Er darf dafür mit jedem Mönch sprechen und jeden Ort in der Abtei aufsuchen, nur nicht die von Geheimnissen umrankte Bibliothek...

Dieses Buch ist ja wirklich ein Klassiker und ich wollte es schon lange lesen! Doch jetzt bin ich froh, dass ich erst jetzt dazu gekommen bin. Noch vor einigen Jahren hätten mich die theologischen Monologe und der umfassende, geschichtliche Hintergrund (brrr, Geschichte) sicher abgeschreckt. Ebenso wie die inner- und außerabteiliche Politik (brrrr, Politik)!
Umberto Eco verlang, dass man sich konzentriert, denn jedes Detail ist irgendwie wichtig. Die philosophischen Dispute und theologischen Monologe sind zuweilen sehr anstrengend und bei Adsons Traumvision, die wie ein Augenaufschlag an ihm vorbei rauscht, im Buch aber über 20 Seiten ausgebreitet wird, bin ich wirklich fast eingeknickt! Doch auch wenn ich mich jetzt beschwere: genau das ist es, was ich an diesem Buch wirklich klasse fand. Die hintergründigen Diskussionen, die Darstellung der verschiedenen Meinungen und Glaubensgrundsätze, die einem heutzutage so weit weg erscheinen. Wer fragt sich schon, ob Jesus gelacht hat oder nicht? Und wenn er es getan hat, ob er eigentlich verdammt gehört?
Und genau vor diesem tief religiösen Hintergrund hat mir William von Baskerville wirklich sehr gefallen! Er ist ein durch und durch gläubiger Mensch der dennoch an die Ratio, die Logik und die Wahrheit glaubt. Auch wenn er, für seine Zeit, sehr zweifelhafte Ansichten hegt ist doch immer klar: er liebt Gott und er glaubt. Doch er sieht einen anderen Gott als manche seiner Brüder. Eine wunderbare, bewegende Figur.
Was mich ebenfalls sehr beeindruckt hat, war folgendes: ich kann mir Krimis mit entstellten Leichen angucken ohne mit der Wimper zu zucken, doch bei Ubertins Schreckensrede, warum ein Mann den Leib eines Weibes nicht begehren soll, da wurde mir doch tatsächlich ein bisschen übel. Naja und die Ansicht, dass das Weib vom Teufel gesandt und der Quellen allen Übels ist, musste ich doch schmunzeln. Charaktere die so von dieser These überzeugt sind, die müssen ja auch das Lachen verdammen, oder? ;)

Ein wunderbarer Klassiker, lohnt sich unbedingt zu lesen. Am besten Mal ein Bisschen Zeit nehmen und ganz in Ruhe zu Gemüte führen. Auf seine ganz eigene art ist das Buch spannend bis zum Ende!

Kommentare

  1. Ich stimme dir in allen Punkten ausnahmslos zu, doch möchte ich auch noch einfügen das dieses Buch nichts ist, was man mal eben Zwischendurch in der Bahn lesen kann. Wer des latainischen nicht mächtig ist muss oft die Hilfe bzw. Übersetzung am Ende des Buches zu Hilfe nehmen. Die (politischen, geschichtlichen & theologischen) Zusammenhänge zu erkennen finde ich manchmal auch nicht leicht. Und doch gebe ich dir 100% Recht ein Klassiker den es sich zu lesen lohnt. :-)

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